KPMG, PWC, Deloitte und
EY in Ministerien
Wo die Big Four in Berlin ein- und
ausgehen
Obwohl
sie in große Steuerskandale verwickelt sind, werden die vier größten
Wirtschaftsprüfungsgesellschaften regelmäßig von der Politik engagiert. Neue
Zahlen zeigen, wo die "Big Four" am häufigsten verpflichtet werden.
Montag, 17.06.2019
16:09 Uhr
Zwischen
Wirtschaftsprüfung und Wirtschaftskriminalität liegt
manchmal ein schmaler Grat - das hat sich in den vergangenen Tagen mal wieder
gezeigt. In den USA wurde bekannt, dass der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
KPMG eine Rekordstrafe von bis zu 50 Millionen Dollar droht. Der Grund: Ex-Mitarbeiter
von KPMG sollen Klienten vor drohenden Behördenprüfungen gewarnt haben.
In Indien gerieten
zugleich ein Partnerunternehmen von KPMG sowie der Konkurrent Deloitte unter
Druck. Bei dem pleitegegangenen Finanz- und Baukonzern IL&FS hätten sie als
Kontrolleure "miserabel versagt", zitiert die Nachrichtenagentur
Reuters aus Regierungsunterlagen. Es gehe um "nicht weniger als
organisiertes Verbrechen, das aktiv von den gesetzlichen Prüfern unterstützt
und begünstigt wurde".
Auch in Deutschland war
das Ansehen der vier größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften Deloitte, EY
(Ernst & Young), KPMG und PricewaterhouseCoopers (PwC)
schon mal besser. Denn bei den Skandalen um internationale Steuervermeidung
spielten die "Big Four" häufig eine prominente Rolle. Das weiß man
auch im von Olaf Scholz (SPD) geführten Finanzministerium.
"Steuergestaltungen
werden immer ausgefeilter und machen sich häufig die höhere Mobilität von
Kapital, Personen und immateriellen Werten zunutze", heißt es in einer
Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linken, die dem SPIEGEL vorliegt.
"Global operierende Beratungseinheiten können diese Unterschiede leichter
aufdecken und daher schneller nutzbar machen."
Doch inwieweit sind die
Big Four auch in Deutschland für aggressive Steuergestaltungen zulasten des
Fiskus verantwortlich? Dazu liegen der Regierung keine "quantifizierbaren
Erkenntnisse" vor. Selbst zum Marktanteil in Deutschland gebe es
"keine Erkenntnisse".
Sicher ist aber: Auch in
der deutschen Politik spielen die Big Four eine gewichtige Rolle. Das liegt
nicht zuletzt daran, dass sie neben der Wirtschafsprüfung auch
Beratungsleistungen anbieten, welche die deutsche Politik in großem Umfang in Anspruch nimmt.
Von 2008 bis 2019 hat die
Bundesregierung mindestens 134 Beratungsaufträge an die Big Four vergeben -
allein 58 Prozent davon in den Jahren 2016 bis 2018.
§ Gut
die Hälfte dieser Aufträge (52 Prozent) griff PwC ab. Mitarbeiter
von PwC Deutschland berieten beispielsweise das Finanzministerium bei der
Abwicklung der Depfa-Bank, das
Innenministerium zur Cybersicherheit und das Verkehrsministerium bei der
LKW-Maut.
§ Mit
deutlichem Abstand folgen EY (20 Prozent),
§ KPMG (19
Prozent)
§ sowie Deloitte (9
Prozent).
Am häufigsten wurden die
Wirtschaftsprüfer vom Innenministerium (BMI) um Hilfe gebeten. Auf das Haus von
Horst Seehofer (CSU) entfallen 30 Prozent der Aufträge. Jeweils rund ein
Viertel kam aus dem Verkehrs- (BMVI) und Finanzministerium (BMF).
Staatssekretäre des BMF
trafen sich seit Antritt der aktuellen Bundesregierung zehn Mal mit Firmen der
Big Four. War dabei auch der Cum-Ex-Skandal ein Thema, in den die
Wirtschaftsprüfer ebenfalls verstrickt sind? Auch dazu liegen der Regierung
offiziell "keine Informationen vor".
Die Opposition will sich
damit nicht zufrieden geben. "Ob Cum-Ex oder Luxemburg Leaks, immer waren
die Big Four dabei", sagt Linken-Fraktionsvize Fabio de Masi. Die
Wirtschaftsprüfer seien mächtig, mit der Regierung vernetzt und zugleich Berater
aller großen Konzerne. "Dies schafft Interessenskonflikte."
Wie der SPIEGEL berichtete, wurde erst
kürzlich der frühere Umwelt-, Außen- und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel in
den Beirat von Deloitte berufen. Das Gremium wird geleitet von Ex-CSU-Chef
Edmund Stoiber und umfasst weitere Ex-Politiker wie den früheren Innenminister
Otto Schily (SPD) oder Ex-Grünenpolitiker Rezzo Schlauch.
Angesichts von Gabriels
neuem Nebenjob wollte die Linke auch wissen, ob die von ihm geführten Ressorts
während seiner Amtszeiten Aufträge an Deloitte vergeben hatten. Immerhin diese
Frage konnte die Bundesregierung nun klar verneinen.
Link originiale: https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/wo-pwc-kpmg-deloitte-und-ey-die-bundesregierung-beraten-a-1272538.html
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